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Der Luftsportclub blickt auf 60- jähriges Bestehen zurück

von Michael Wunder

Nordhalben: Bereits vor dem zweiten Weltkrieg begann man in Nordhalben mit den ersten Versuchen in die Lüfte zu steigen.

Nach dem Krieg wurde durch die Alliierten ein Flugverbot erteilt und es konnte bis zur Wiedervereinigung kein Segelflugbetrieb in Nordhalben aufgenommen werden. Am 23. Juni 1951 war es aber dann soweit, als eine handvoll luftsportbegeisterter Idealisten den Luftsportclub Nordhalben gründeten. Am kommenden Wochenende wird der Verein im bescheidenen Rahmen auf sein 60- jähriges Gründungsfest zurückblicken.

Dabei steht der Samstag ganz im Zeichen der Fliegerei. Bereits ab 14 Uhr gibt es an der Fliegerhalle in Nordhalben Kaffee und Kuchen. Ab 17 Uhr stehen frische Sachen vom Grill bereit. Am Abend ist ein Kameradschaftsabend mit Ehrungen vorgesehen. Zur Unterhaltung spielt das Duo „Hearts of Gold“. Ganztägig findet eine Ausstellung über die Geschichte des Luftsport-Clubs und die Anfänge der Fliegerei in Nordhalben statt.

Die Chronik des aktiven Vereins:

Ein Blick in die Chronik zeigt, dass ein großes ehrenamtliches Engagement und viele finanzielle Mittel nötig waren, um dem Segelflugsport in den vergangenen sechs Jahrzehnten nachgehen zu können. Trotz jahrzehntelangem Flugverbots wegen der Nähe zur innerdeutschen Grenze wurden die angestrebten Ziele zur Förderung des Luftsports mit harten Anstrengungen und kameradschaftlichem Geist erreicht.

Um dem herrlichen Sport zu neuem Leben zu verhelfen, gründeten im Jahr 1951 einige Männer den Luftsportclub Nordhalben. Zum Gründungsvorsitzenden wurde der über die Landkreisgrenzen hinaus bekannte Karl Hundt gewählt, 2. Vorsitzender wurde Eugen Wachter, der in den folgenden Jahren zu einer Stütze des Vereins wurde. Mit dem bewährten Segelflugbaumeister Karl Deckelmann fand man auch einen fachkundigen Werkstattleiter. Noch im Gründungsjahr begann man im ehemaligen Schlachthaus von Thomas Köstner mit dem Bau des Schulungsgleiters vom Typ „SG 38“. Frühzeitig erkannte man wie wichtig die Nachwuchsarbeit im Verein ist und man gründete bereits zwei Jahre später mit Jugendleiter Eugen Wachter an der Spitze die Jungfliegergruppe.

Mit der Pachtung der alten Kindergartenbaracke konnte auch die Werkstattarbeit vorangetrieben werden. Unter der Leitung des Segelflugbaumeisters Karl Deckelmann konnte durch großen Einsatz der Mitglieder der Schulungsgleiter „SG 38“ fertiggestellt und anlässlich der 800 Jahrfeier der Marktgemeinde Nordhalben im Jahre 1954 eingeweiht werden. Nach langen Bemühungen um eine neue „Flugheimat“ fand man mit der Luftsportvereinigung Kulmbach, zu welcher man auch heute noch einen kameradschaftlichen Kontakt pflegt, einen Partner und eine Möglichkeit zum Fliegen. Im November 1954 konnte die

„SG 38“ mit dem ersten Start auf dem Gelände am Wirsberger Hang in Kulmbach erstmals die Lüfte erobern. 1956 übernahm Eugen Wachter das Amt des 1. Vorsitzenden und unter dem neuen Jugendleiter Otmar Adler gab es auch im Bereich der Modellfluggruppe einen großen Aufschwung. 1958 begann man mit dem Bau eines Leistungssegelflugzeuges vom Typ „Ka 8“. Zur Finanzierung wurde mit einer Sondergenehmigung und mit Unterstützung der Luftsportvereinigung Kulmbach erstmals ein Flugtag auf dem Waldhügel bei Nordhalben durchgeführt. Die damals noch jungen Flieger Karl Roth und Josef Wunder konnten zu Beginn der Flugsaison 1961 ihre ersten Alleinflüge absolvieren. Mit dem Bau des Leistungssegelflugzeuges „Ka8“ kam man zügig voran und nach der Fertigstellung, den ersten Probeflügen und der Endabnahme konnte im September 1962 Pfarrer Johann Gumbrecht die kirchliche Weihe vornehmen, das Flugzeug wurde auf den Namen „Nordhalben“ getauft. Der Datendrang der Mitglieder des Luftsportclubs war damit aber noch nicht befriedigt, gleich anschließend erwarb man ein Grundstück in der Titschendorfer Straße, um ein neues Werkstattgebäude zu errichten. Fast 5000 freiwillige Arbeitsstunden wurden bis zur Fertigstellung im Jahre 1967 geleistet. Im August 1976 erfolgte für die Fernsehproduktion „Nur Fliegen ist schöner“ der letzte Start mit der „SG 38“. Fast zeitgleich wurde der Kauf des Kunststoffseglers vom Typ „Astir CS“ beschlossen. Dank des unermüdlichen Einsatzes des damaligen 1. Vorsitzenden Ludwig Wachter, der zwei Jahre vorher den langjährigen Vorsitzenden Eugen Wachter ablöste, konnte man in einer Spendenaktion auch 12000.- DM als Eigenkapital zusammentragen. Anlässlich des 25- jährigen Vereinsbestehens im Jahre 1976 wurde die „Astir CS“ feierlich geweiht. Viele hunderte von Stunden wendete man Anfang der 80er Jahre unter der Leitung von Werkstattleiter Josef Wunder auf, um nach dem Erwerb des defekten Doppelsitzerflugzeuges vom Typ „Ka 7“ dieses wiederinstandzusetzen. Die

„Ka 7“ dient bis heute zu Schulungs- und Passagierrundflügen. Als erster Fluglehrer geht Ludwig Simon im Jahre 1985 aus dem Luftsportclub Nordhalben hervor. Im Jahr 1990 begann man mit dem Bau eines Ultraleichtflugzeuges vom Typ „Kiebitz“. Der zweisitzige Doppelsitzer wird nach einer Bauzeit von sechs Jahren mit einem „Tag der offenen Tür“ der Öffentlichkeit vorgestellt und wenig später zur Aufbesserung der Vereinskasse verkauft. Einen Meilenstein in der Geschichte gab es zum 40- jährigen Vereinsjubiläum, als man nach Öffnung der innerdeutschen Grenzen wieder vom heimischen Terrain die Lüfte erobern konnte. Im nahegelegenen Titschendorf, auf Thüringer Seite, konnte man nach langen Genehmigungsverfahren und vielen Hürden erstmals Rundflüge um Nordhalben anbieten. Nach mehreren „Einzelgenehmigungen“ konnte man 1993 mit einer jährlich neu zu beantragenden Sondergenehmigung den Betrieb auf dem Gelände „Heinrichshöhe“ aufnehmen. Peter Roth konnte im Jahre 1996 in die Fußstapfen von Ludwig Simon treten und legte ebenfalls seine Prüfung als Fluglehrer ab. Derzeit werden vier Flugschüler sowohl in Theorie, als auch in der Praxis unterrichtet und können bereits Alleinflüge unternehmen. Um den aufwendigen Transport und Aufbau der Maschinen zu minimieren beschloss man, nachdem der Platz in Titschendorf im Jahre 1997 endgültig als Flugplatz zugelassen wurde, eine Halle auf dem Gelände zu errichten. Im August 2002 konnte man die Einweihung der Flugzeughalle auf dem Titschendorfer Flugplatz feiern. Eine weitere Unterstellhalle wurde angebaut und seit diesem Frühjahr verfügt man über einen festen Stromanschluss. Der Verein hat derzeit 180 Mitglieder, davon neun Piloten und vier Flugschüler, er besitzt vier Segelflugzeuge und wird von Marco Ziegler als 1. Vorsitzenden geführt. mw

Flieger I

Nach dem „provisorischen“ Aufbau des Flugplatzes nach der Wende wurde dieser nach und nach erweitert und mit einer Unterstellhalle ausgestattet. Mittlerweile hat man dort sogar eine eigene Küche. Foto: LSC

Flieger II

Bei passendem Wetter gehört der Sonntag in den Sommermonaten dem Segelflugsport. Die Mitglieder des Luftsportclubs Nordhalben gehen dabei ihrem Sport auf dem Fluggelände in Titschendorf nach. Im Bild Vorsitzender Marco Ziegler (Mitte) mit den Nachwuchspiloten Natascha Wunder und Alexander Daum. Foto: LSC