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Gleicher Lohn für gleiche Arbeit

von Michael Wunder

Nordhalben: Gleiche Arbeit – gleicher Lohn war das Motto der gestrigen KAB-Maikundgebung in Nordhalben.

Kurzfristig musste die Festrednerin Monika Hohlmeier, Mitglied des Europäischen Parlaments, ihr Kommen wegen Krankheit absagen. Das Programm, welches mit einem Gottesdienst, zelebriert durch Domkapitular Dr. Günter Raab, im Gotteshaus St. Bartolomäus begann, musste entsprechend geändert werden.

„Es gab bereits unter den ersten Christen Schlaumeier“

Domkapitular Dr. Günter Raab bei der Predigt in Nordhalben

Wie der Prediger sagte, habe es bereits unter den ersten Christen „Schlaumeier“ gegeben. Apostel Paulus habe das Fehlverhalten der Gläubigen im Namen Jesus Christus schon immer kritisiert. Man sollte stets ein ehrliches Bemühen um das Wohlergehen aller an den Tag legen, denn schließlich gehören die Güter der Erde allen gemeinsam. Guten Christen würde es gut anstehen mit einem gesunden Selbstbewusstsein für Recht und Gerechtigkeit einzutreten.

Manfred Köstner von der örtlichen KAB, der die Gäste in der Nordwaldhalle begrüßte, meinte, dass sich vor allem viele junge Menschen der Region abwenden, weil die Arbeit in den Ballungszentren besser bezahlt werde. „Die gesamte Region hängte am sozialen Tropf“, deshalb müsse man gemeinsam die Stimme erheben. Bürgermeister Josef Daum sagte, dass man am Tag der Arbeitnehmer die Probleme der Arbeitswelt kritisch hinterfragen müsse. Es gelte die unterschiedlichen Interessenlagen zusammen zu führen. Traurig sei, dass viele Beschäftigtenverhältnisse alleine zum überleben nicht ausreichen und dies auch starke Auswirkungen auf die spätere Rente habe. Weiterhin seien die Kommunen am örtlichen Einkommensteueraufkommen beteiligt, so dass sich die Löhne letztendlich auch auf die Gemeinden auswirken würden. In einem Gespräch über Leiharbeiter unterhielten sich Adelheid Kotschenreuther und Gisela Närenberg. Die KAB Mitglieder forderten neben den Tagesmotto gleicher Lohn für gleiche Arbeit, auch nachhaltiges Wirtschaften, einen gesetzlichen Mindestlohn, Bildung für alle, Anerkennung von Familien- und ehrenamtlicher Arbeit sowie Solidarität und die Stärkung der sozialen Sicherungssysteme. In einem kurzen Podiumsgespräch, moderiert vom Gemeindereferenten Bernd Sorgenfrei, nahmen die örtliche Politiker, aber auch weitere Teilnehmer Stellung zu verschiedenen Fragen rund um die Beschäftigungsverhältnisse. Diözesan Geschäftsführer Ralph Korschinski forderte den Einstieg mit einem Mindestlohn von 9,20 Euro. Er betonte, dass dies stark an der Armutsgrenze liegt und man mittelfristig einen Lohn zwischen 12,50 Euro und 13,60 Euro benötige. Stellvertretender Landrat Gerhard Wunder ging auf die öffentlichen Aufträge ein, welche man trotz gesetzlicher Vorgaben versucht auf legale weise an örtliche Unternehmen zu vergeben. Joachim Schuberth von der Agentur für Arbeit meinte, dass die Ängste wegen der offenen Arbeitsmärkte unbegründet seien. Er sehe dies als Chance, zumal in verschiedenen Bereichen der Fachkräftemangel bereits enorm sei. Die Betriebsrätin Ilona Frentzel ging auf den Einzelhandel ein, dort seien mittlerweile nicht nur ungelernte Arbeiter, sondern auch Fachkräfte von den „Sparmaßnahmen“ der Firmen betroffen.

Selten stieß eine Maikundgebung der KAB, welche von der Musikkapelle Nordhalben unter der Leitung von Dirigenten Heiko Dietrich mitgestaltet wurde – auch bei den Politikern auf so wenig Interesse als gestern in Nordhalben. Als „ranghöchster Politiker“ war der Stellvertretende Landrat Gerhard Wunder anwesend. Nach den vorzeitigen Absagen des Bundestagsabgeordneten Hans Michelbach und den beiden Landtagsabgeordneten Christian Meißner und Christa Steiger, musste kurzfristig die Festrednerin Monika Hohlmeier als Abgeordnete des Europäischen Parlaments gesundheitsbedingt absagen.

Maikundgebung I (Dr. Raab)

Festprediger war Dr. Günter Raab (rechts), hier zusammen mit Diakon Meyer. Foto: Michael Wunder

Maikundgebung II (Gespräch)

Über die Leiharbeiter unterhielten sich Adelheid Kotschenreuther (links) und Gisela Närenberg. Foto: Michael Wunder

Maikundgebung VI

Aus Sicht des Einzelhandels berichtete Betriebsrätin Ilona Frentzel (Mitte) mit im Bild der Moderator Bernd Sorgenfrei und Maria Gerstner von der KAB Geschäftsstelle. Foto: Michael Wunder

 

Zur traditionellen KAB- Maikundgebung, welche diesmal in Nordhalben war, haben wir vier Teilnehmer befragt.

Maikundgebung VIII (Carmen Hornfeck)

Carmen Hornfeck aus Nordhalben liegt das Thema gleicher Lohn für gleiche Arbeit sehr am Herzen. Sie, die kein KAB-Mitglied ist, findet es ungerecht, dass auch in Nordhalbener Betrieben Frauen für gleiche Arbeit weniger bekommen als ihre männlichen Kollegen. Themenbedingt habe sie sich zur Nordwaldhalle aufgemacht und vermisse sehr die angekündigten höheren Politiker. Vielleicht ist dies auch eine Auswirkung der Randlage Nordhalbens, stellte sie die Frage.

Maikundgebung VIIII (Georg Barnickel)

Georg Barnickel der KAB Ortvorsitzende aus Kronach findet den gesetzlichen Mindestlohn für sehr wichtig. Wenn die Arbeitnehmer keine oder nur wenig Rentenbeiträge bezahlen sei die Altersversorgung nicht gesichert und damit die Altersarmut vorprogrammiert. Er könne deshalb nicht verstehen, dass Jahr für Jahr immer weniger zu den Kundgebungen kommen würden, er sei immer dabei.

Maikundgebung VIIII (Gertrud Schubert)

Gertrud Schubert aus Steinberg ist mit der gesamten Familie seit Jahren in der KAB- Arbeit eingebunden. Sie forderte die Politiker auf, was gegen der Leiharbeitersituation zu unternehmen. „Es kann nicht sein, dass Firmen über viele Jahre mit einem „Großteil“ der Beschäftigten arbeiten. Der wirtschaftliche Aufschwung sollte dazu führen die Leute in feste Beschäftigungsverhältnisse zu übernehmen.

Maikundgebung X (Andreas Jakob)

Andreas Jakob aus Gifting ist seit 57 Jahren Mitglied in der KAB und seit 35 Jahren auch ehrenamtlicher Rentenberater. Er bezweifelte die immer wieder genannten Durchschnittsverdient von 31.000 Euro. Im Landkreis würden seiner Einschätzung nach nur etwa zehn Prozent diese Summe beziehen. „Es wird seitens der Politik viel geredet, aber der Staat macht recht wenig daraus“, sagte er im Hinblick auf den Mindestlohn. mw