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Der Körper ist ihr ganzes Kapital

Kronach: Obwohl sie schon seit Jahren auf den verschiedensten Bühnen im ganzen Land umherreist und für viele als die Entdeckung des bayerischen Musikkabaretts gilt, war es der erste Auftritt in Kronach.

Die Rede ist von Lizzy Aumeier, welche mittlerweile vielen der Besucher auch durch Fernsehauftritte bekannt ist. Ihr Körper ist ihr Kapital und das Markenzeichen der „Barbie-Fehlpressung“, welches sie auch ihren Mann gönnt. „Ich bin nicht dick, ich bin griffig, bei mir sind die Beine nur zu weit hinten“, behauptet die 45- jährige von sich. Mit einer Mischung aus beißender Ironie, heißer Erotik, ausgefallenen Wortspielen und beispielhafter Musikalität begeisterte sie mit dem neuen Wort „Divenrausch“ ihr Publikum im Kreiskulturraum. Sie, die von sich selbst sagt: „In der Steinzeit wäre ich eine kleine, wohlgeformte und zähe Göttin gewesen. Zur Zeit des Pyramidenbaus wäre ich Cleopatras Therapeutin und Wellnessberaterin gewesen. Im Mittelalter wäre ich verbannt worden. Zurzeit von Johann Strauß in Wien wäre ich Kontrabassistin in einem Salonorchester gewesen. Im Berlin der 20er Jahre hätte ich die Sau raus gelassen und in den 60er Jahren wäre ich neben Twiggy unter Artenschutz gestellt worden“, nahm in ihren mehr als zweistündigen Programm immer wieder Bezug auf ihre Heimat, der Oberpfalz. So befindet sich dort auch das einzige Schild, welches das Wenden auf der Autobahn erlaubt. Dieses trägt die Aufschrift: „Willkommen in der Oberpfalz“. Mittlerweile nehmen alle ihre Cousins, die mit 50 Jahren noch Ministranten sind, an der Sendung „Bauer sucht Frau“ teil. Solch riesige Gesellschaftsprobleme gibt es aber nicht nur in der „abgelegenen“ Oberpfalz, sondern in der gesamten (Finanz)Welt. Was dabei raus kommt – wenn die Dummen fleißig werden – zeigte sich bei der Bankenkrise, sagte sie im Hinblick auf das schief gegangene Marketing der „Banker“, welche allerdings nicht mit den Bangern zu verwechseln sind. Diesbezüglich sei mittlerweile auch „irreführende Werbung“ gesetzlich verboten. Mit den Worten: Wissen Sie wie der letzte Funkspruch der Challanger vor der Explosion lautete, stelle sie dem Publikum eine Frage und leitete damit auch zum Thema Frauen über. Antwort: „Lasst die Frauen ans Steuer“. Auch die Frage nach dem Nutzen der Emanzipation brachte weitere Unklarheiten. Klar zuordnen könne man hingegen die Lebensabschnitte der Damen. Sei man zwischen 35 und 45 Jahren solide wie der Frankenwald, gehe es ab 60 Jahren wie der Nachbarstadt Coburg. Jeder kennt es, doch keiner will hin. Die nach der Steinzeit folgende Blütezeit wurde bei den Römern als „Gruppensex“ bezeichnet: „In der Oberpfalz heißt es Kirchweih“, zog sie den Faden wieder in ihre Heimat zurück und strapazierte damit das Zwerchfell der Besucher. Aber nicht nur die verschiedenen Teile der Region galten ihren Angriffen, auch die Nachbarn aus Österreich und der Schweiz standen bei der schnell sprechenden Komödiantin in der Kritik. So sollte man auf die in den Bergen lebenden Schweizer Rücksicht nehmen, weil der Sauerstoffgehalt in den Höhenlagen abnimmt und somit das Denken verzögert wird. Der in der Schweiz entworfene „Öko Vibrator“ habe bei der Stiftung Warentest die Note befriedigend erhalten, sagte die wortgewandte Darstellerin. Ob der Satz „Wer das Weihwasser hat, segne sich zuerst selbst“, auf die vorher ins Visier genommenen Politiker bezogen war konnte nicht eindeutig zugeordnet werden. Es stimmt aber, dass der Doktor der Physik nicht nur Angela Merkel heißt, sondern auch so aussieht. Anders gesagt: “Wenn wir erfolgreich sind und nicht schön, werden wir Bundeskanzlerin“. Ausdrücklich wies Lizzy Aumeier darauf hin, dass der Spruch „Will die Frau nicht kommt die Magd“ von Martin Luther und nicht vom Bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer stammt. In einer „Zwischeneinlage“ mit dem Kronacher Rechtsanwalt Josef Geiger, behauptete sich dieser sehr gut und wusste mit spontanen Sprüchen das Publikum zu verzaubern. Die in der zweiten Rund im Dirndl – es presst alles dorthin wo es hingehört – aufgetretene Aumeier stellte fest, dass es nur zwei Möglichkeiten gibt aus der Oberpfalz herauszukommen. Erstens mit Musik, zweitens mit Prostitution. Dass sie dabei erstgenanntes bestens beherrscht zeigte sie bei ihren Stücken am Kontrabass genauso wie ihre „Begleiterin“ Tatjana Shapiro am Klavier. Nach über zwei Stunden Selbstironie, Spontaneität, Hinterfotzigkeit, Schlagfestigkeit und Witz forderte das Kronacher „Kulturpublikum“ noch zwei Zugabewünsche, welche mit Auftritten als Shakira und Tina Turner (schaut von hinten aus als sei sie schön) erfüllt wurden. mw

 2009 - Kabarett Divenrausch I (11.11.09)

Exklusiv für die Presse legte sich die lustige Darstellerin auf die Bühne. Foto: Michael Wunder

2009 - Kabarett Divenrausch VI (11.11.09)

Das Dirndl presst alles dorthin, wo es hingehört. Foto: Michael Wunder