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Capvis übernimmt die Findlay Werke in Europa

Nordhalben: Der Schweizer Finanzinvestor Capvis übernimmt über die Capvis Equity II LP das europäische Geschäft des amerikanischen Automobil Zulieferer Findlay Industries, zu dem auch das Werk Nordhalben gehört. Damit dürften auch die Spekulationen der vergangenen Monate ausgeräumt sein, wonach vielleicht größere Umstrukturierungen nötig gewesen wären. An den vier Findlay Werken in Deutschland und je einem weiteren Werk in Polen, Großbritannien sowie in Spanien waren mehrere Investoren interessiert. Wie uns Werkleiter Ernst Mohler auf Anfrage erklärte, sei man froh, dass die Schweizer Investoren den Zuschlag bekommen haben. In dieser Branche ist es schon oft vorgekommen, dass Werke nur wegen der Aufträge gekauft wurden und anschließend Betriebsverlagerungen stattgefunden haben. Diese Befürchtung sei durch die Investorengruppe Capvis weitgehendst ausgeräumt. Man spricht davon, dass auch der französische Automobilzulieferer Faurecia zum Kreis der Interessenten gehörte. Dieser aber nur an Findlay- Aufträgen interessiert gewesen sei. Hauptaugenmerk galt der Produktion von Teilen des 3 er BMW, welche derzeit in Nordhalben läuft. Für den Anlauf des E 30 werden zunächst 1,25 Millionen Euro, später weitere fünf Millionen Euro investiert. Für die knapp 300 Beschäftigten in Nordhalben wird sich somit nichts wesentliches ändern. Findlay Europa ist ein führender Zulieferer von Autoinnenraum- Systemen und Komponenten. Insbesondere im Bereich Türverkleidungen aus Naturfasern nimmt das Unternehmen eine starke Marktstellung ein. Im Werk Nordhalben werden vorwiegend Türverkleidungen aus nachwachsenden Rohstoffen wie Holzfaser, Flachs oder Sisal hergestellt. Besonders stolz ist man dabei, dass keine Klebstoffe eingesetzt werden müssen. Als erster Hersteller konnte man auf eine klebstofffreie Fabrikation zurückgreifen. "Groß im Geschäft" sei man dabei bei BMW, erklärte Werkleiter Ernst Mohler. Dort genieße man aufgrund der hervorragenden Qualität einen "Sonderstatus". Rund 80 Prozent der in Nordhalben produzierten Teile werden für die Bayerischen Motoren Werke hergestellt. In "kleinen Serien" fertige man auch für Porsche und Rolls Royce. Im weiteren stellt Findlay auch Sitzlehnen, Kofferraumverkleidungen und Dachhimmel her. Zu den Kunden zählen führende Automobilhersteller. Das Unternehmen, mit Hauptsitz in Geretsried, beschäftigt rund 1500 Mitarbeiter an sieben Standorten. Die Gruppe wies im Jahr 2003 einen Umsatz von rund 240 Millionen Euro aus. Capvis hat Findlay Europa zunächst vollständig übernommen. Neuer Geschäftsführer für alle Europäischen Werke wird Reinhard Urmann, der bisher Werkleiter in Ebersdorf/Thüringen und als kaufmännischer Verantwortlicher in Nordhalben tätig war. Werkleiter Ernst Mohler, der die Branche durch sein langjähriges Wirken kennt wie kaum ein anderer, bewertete dies als weiteres positives Zeichen, wenn ein langjähriger Weggefährte die Verantwortung für alle Werke übernimmt. Findlay Europa soll in einen weiteren Schritt mit der Polytec Gruppe, welche ebenfalls Hersteller von Innenraumteilen für Automobile ist und 2003 einen Umsatz von über 270 Millionen Euro erzielt hat, zusammengeschlossen werden. mw


Mit der Übernahme der sieben europäischen Findlay Werke geht auch der Nordhalbener Betrieb in Capvis über. Foto: Michael Wunder


Nachdem der Übernahmepoker beendet ist, können auch die Beschäftigten wieder "aufatmen". Foto: Michael Wunder