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Matthias Zeitler war der wichtigste Mann

Wallenfels: Unter optimalen Wetterbedingungen, nachdem es in der Frühe etwa geregnet und abgekühlt hat, fand am Donnerstag in Wallenfels das Fronleichnamsfest statt.

Für den „höchsten Feiertag“ im Jahr, wurde die Stadt im Vorfeld herausgeputzt und alles in „Hochglanz“ gebracht. Um es vorweg zu nehmen, auch der Schwedenfähnrich Matthias Zeitler machte das Fahnenschwingen zum Ende der Prozession wieder perfekt, wonach es in diesem Jahr zu keinen kriegerischen Auseinandersetzungen kommen dürfte. In zweijährigen Turnus wird auch der Altar am Johannes, wie es heuer wieder war, angelaufen. Die vielen Gläubigen, welche durch die Straßen der Stadt zogen, wurden wie immer von der Soldatenkameradschaft mit ihren unterschiedlichen Einheiten und den Trommlerzug begleitet. Die teilnehmenden Soldaten sind zuvor nicht nur in ihre frisch gebügelte altbayerische Uniform geschlüpft, sondern haben auch ihre Gewehre aus der Waffenkammer abgeholt. Vor Beginn der Kirchenparade wurden Bürgermeister Jens Korn und die Honoratioren abgeholt.

Einer der seit 25 Jahren dabei ist, ist Hauptmann Christopher Zeuß. Der 44-jährige steht sein neuen Jahren als Vorsitzender auch an der Spitze der Soldaten. „Ich liebe die Tradition und war als Kind schon bei der Fronleichnamsprozession dabei“, sagte er. Später marschierte der 44-jährige viele Jahre bei den Pionieren mit und seitdem er das Amt des Vorsitzenden übernommen hat, ist er auch als „Hauptmann“ tätig. Früher waren beide Ämter auch mal eine Zeitlang getrennt, erinnert er sich, jetzt geschieht dies aber wieder in Personalunion. Das gesamte Wochenende ist für den Verein reserviert, sagte er lachend. Neben der Vorbereitung und der Prozession wird im Anschluss gewaltig eingekehrt und gefeiert. Am Samstag gibt es dann für die Honoratioren Ständchen und am Sonntag ist dann noch der Flurumgang. Im Anschluss lädt der Verein als Dank alle Mitwirkenden zu einer kurzen Brotzeit ein. Der stellvertretende Küchenchef war mit Ausnahme seiner zwei Jahre als Zeitsoldat immer in Wallenfels und fühlt sich der Stadt und dem Verein auch verbunden. Viele ist Routine, so laufen die farbenmäßig unterschiedliche Soldatenstaffel immer in gleicher Reihenfolge. Demnach würden dem Husar die drei Ulanen, die Trommler und der Marinezug folgen. Es schließt sich der Hauptmann mit Fahnenzug, der Pionierzug und die Infanterie an.

Nach dem „Antreten“ gedachte man dem im letzten Jahr verstorbenen Mitglied Edgar Bärenz. Er sei immer für den Verein dagewesen, sagte Hauptmann Christopher Zeuß, gewirkt habe er als kommissarischer erster Vorsitzender, lange Jahre als 2. Vorsitzender und als Kassier. Der Hauptmann zeichnete langjährige aktive Mitglieder (siehe unten) aus. Anschließend lässt der Hauptmann auch schon lautstark das erste Kommando erschallen und die Kirchenparade setzt sich in Bewegung. Im Gleichschritt begab man sich unter den Klängen des Musikvereins bei der Kirchenparade zum Gotteshaus St. Thomas. Dort wurde Christus, in der Brotgestalt des heiligen Altarsakraments in der Monstranz abgeholt. Pater Jan Poja trug Christus in der Gestalt des Brotes bei der Prozession durch die Straßen.

Auf der Schwedenbrücke begrüßte das jüngste Stadtratsmitglied Matthias Zeitler die Fahnenabordnung nach altem Brauch. Dabei werden die Fahnen gekreuzt und berühren sich gegenseitig. Anschließend begann Fähnrich Matthias Zeitler die Schwedenfahne zu schwingen. Eine Legende besagt, dass sich die Fahne nicht verheddern darf, ansonsten besteht Gefahr für den Frieden. Der junge Stadtrat zeigte sich jedoch auch bei seinem mittlerweile dritten Einsatz von den vielen hunderten Zuschauern unbeeindruckt und schwenkte die Fahne souverän. Es ging alles glatt über die Bühne, so dass man das Vermächtnis auch in diesem Jahr wieder erfüllte. Anschließend wurde Pater Jan Poja mit der Monstranz durch den Hauptmann auf die Schwedenbrücke geleitet und erteilte dort den Segen in alle vier Himmelsrichtungen. Mit dem Wallenfelser Heimatlied, welches 1949 von Johannes Baptist Eichhorn verfasst wurde, endete die Zeremonie auf der Brücke. Auf dem Platz unterhalb des Rathauses feierte man mit Pater Jan Poja einen Gottesdienst unter freien Himmel. Der Geistliche meinte, dass man am Fronleichnamstag mit Jesus Christus auf die Straße und in die Öffentlichkeit geht. So wie Jesus Christus vor 2000 Jahren durch die Gassen an Buden und Ständen vorbeizog, so ziehen heute Katholiken als auch nicht katholische Bürger durch die Straßen. Weil man nicht wollte, dass er ein Gott ist, musste er teure mit dem Leben bezahlen. Trotz Kreuzigung ließ er sich nicht aus dem Konzept bringen und ist heute, wie damals bei uns. Jesus Christus ist nicht nur am Sonntag, sondern auch im Alltag und überall bei uns. „Diese Welt gehört zu seinem Reich“, sagte der Prediger. Er erhebt deshalb Anspruch auf allen Menschen, egal ob im Land, Bezirk oder in der Stadt. Mit Christus als Brot des Lebens in der Mitte führte der Weg dann zurück in die Kirche St. Thomas. Die Mitwirkende Marine- und Soldatenkameradschaft sowie der Trommlerzug, der Musikverein und der örtlichen Gesangverein werden auch dem Flurumgang am morgigen Sonntag mitgestalten. Traditionell wird dabei die Monstranz durch die Flur getragen.

 

Auf eine jahrhundertalte Legende geht das Ritual mit der Schwedenfahne zurück. So soll ein Fahnenträger aus Wallenfels während des Dreißigjährigen Kriegs die Schwedenfahne versteckt haben. Der Mann fiel im Krieg, doch seine Frau hatte die Fahne vorsorglich versteckt – der Legende nach unter der Schwedenbrücke. Und in Erinnerung an den tapferen Soldaten, der sein Leben ließ und an die unerschrockene Gattin, wird alljährlich zu Fronleichnam die Prozession mit der Schwedenfahne gestaltet. Seit über 350 Jahren schwenkt deshalb der jüngste Stadtrat die Fahne auf der Schwedenbrücke. Wichtig ist, dass sich diese dort nicht verheddert. Denn dies würde eine Gefahr für den Frieden bedeuten. Angeblich hat sich die Fahne bereits in den Jahren 1914 und 1939 verheddert.

Ehrungen:

Hauptmann Christopher Zeuß zeichnete vor der Kirchenparade langjährige aktive Soldaten aus. Geehrt wurden: Andreas Weiß (10 Jahre), Christian Krump und Ronny Reuther (beide 20 Jahre), Danny Bärenz, Ronny Hader, Dirk Zeitler, Tino Stöcker, Holger Bauss und Christopher Zeuß (alle 25 Jahre), Uwe Fleischmann, Markus Zeuß, Gilbert Weiß und Günter Weiß (alle 30 Jahre), Werner Stumpf (40 Jahre) sowie Karlheinz Stumpf für 50 Jahre. Neu aufgenommen wurden Jochen Reuther (Tambour), Max Buckreus und Noel Jakob (beide Pioniere) sowie Davie Weber (Infanterie).

2019 - Fronleichnam Wallenfels II (20.06.19)

Karlheinz Stumpf (links) wurde für 50- maliges Mitwirken bei der Fronleichnamsprozession durch Hauptmann Christopher Zeuß ausgezeichnet. Foto: Michael Wunder

2019 - Fronleichnam Wallenfels III (20.06.19)

Diese Soldaten wurden für langjähriges aktives Mitwirken an Fronleichnam in Wallenfels ausgezeichnet. Foto: Michael Wunder

2019 - Fronleichnam Wallenfels VI (20.06.19)

Die Schwedenfahne wurde durch den jüngsten Stadtrat Matthias Zeiler bereits bei der Kirchenparade getragen. Foto: Michael Wunder

2019 - Fronleichnam Wallenfels VIII (20.06.19)

Hauptmann Christopher Zeuß ist heuer zum 25. Mal dabei. Foto: Michael Wunder

2019 - Fronleichnam Wallenfels XVIIII (20.06.19)

Matthias Zeitler schwenkte in diesem Jahr zum dritten Mal als jüngstes Stadtratsmitglied die Fahne an der Schwedenbrücke. Foto: Michael Wunder

2019 - Fronleichnam Wallenfels XXII (20.06.19)

Pater Jan Poja erteilt den Segen in alle vier Himmelsrichtungen. Foto: Michael Wunder