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Die Gemeinde Tschirn unterstützt ihre Bürger beim Winterdienst

von Michael Wunder

Tschirn: Seit dieser Wintersaison wird in Tschirn der Winterdienst von der Gemeinde als „Rundumpaket“ durchgeführt. Mit dem Erlass einer derartigen Satzung – es ist die erste im gesamten Landkreis – räumt die Gemeinde damit neben den Straßen auch die Gehsteige und Gehwege.

Die Bürger werden dadurch auch aus der Verantwortung genommen, welche vorsieht, dass sieben bis 19 Uhr die Gehwege und Gehbahnen in einen ordentlichen Zustand sind. Für die beiden Gemeindearbeiter bedeutet dies einen gewissen Mehraufwand, für die Bürger „sorgenloses Ausschlafen“. „Ich bin jetzt im Winter jeden Tag um vier Uhr draußen und mache mit dem PKW meine Dorfrunde, sagte der Bauhofchef Thomas Förtsch. Ist alles in Ordnung, lege ich mich noch etwas schlafen und gehe dann meist eine Stunde später zur Arbeit in den Bauhof. Bei Schnee oder Glätte rufe ich meinen Mitarbeiter Christoph Scherbel an und wir beginnen das räumen. Fast immer bin ich dann auf dem großen Fahrzeug unterwegs und räume die Gemeindestraßen und Plätze, während mein Kollege mit dem neu angeschafften Fahrzeug die Gehwege räumt“. Alles Weitere ist vom Wetter abhängig: Ist nichts Wichtiges machen beide Arbeiter eine Pause und erledigen dann die weiteren Arbeiten im Bauhof. Während des Tages sind sie dann flexibel, wenn es die Witterung erfordert, gehen sie auch nochmals „on Tour“ und räumen weiter. „Unser Ziel ist es, dass keine Überstunden anfallen beziehungsweise dass diese vom Wochenende umgehende wieder abgebaut werden“, so Förtsch. Bürgermeister Peter Klinger meinte, dass man sich im Vorfeld viele Gedanken gemacht hat, um hier vor allem für die älteren Bürger eine entsprechende Lösung zu finden. Für diese „Aktion“ war es notwendig ein leistungsfähiges Gerät, welches auf die schmalen Gehsteige passt, anzuschaffen. Mit Zusatzgeräten wurden 25.000 Euro investiert. Bisher sind wir mit dem Schneeschild ausgekommen und die vorhandene Schleuder musste noch nicht einsetzen werden, gibt er sich mit dem noch recht schneearmen Winter zufrieden. Insgesamt ist es sicherlich auch vom finanziellen her für die Bürger erschwinglich. Eine pauschale Umlegung war aus rechtlicher Sicht nicht machbar, deshalb musste man als Maßstab die Frontlänge der Grundstücke nehmen. Bei einem Preis von 1,32 Euro pro Meter und Jahr kommen im Schnitt rund 40 Euro auf die einzelnen Anwesen zu. Der Gemeinde Tschirn bringt dies im Jahr knapp 10.000 Euro in die Kasse, so Klinger. „Die Bürger dürfen dabei nicht verkennen, dass ihnen auch auf Straßen ohne Gehsteig das Risiko und die Verantwortung im Schadensfall genommen wird“, so der Bürgermeister. Die rund 50 Widersprüche spiegeln das Bild von der vorgegangenen Bürgerversammlung wieder, dort hätten sich etwa 80 Prozent für eine derartige Lösung ausgesprochen, so Klinger.

2012 - Winterdienst Tschirn V (13.02.12)

Bauhofmitarbeiter Christoph Scherbel hat sein kleines Gefährt sicher im Griff und räumt im Auftrag der Gemeinde Tschirn für die Bürger die Gehsteige und engen Fahrbahnen. Foto: Michael Wunder

 

Wie es die Bürger mit der neu eingeführten Regelung sehen, wollten wir vor Ort wissen:

Ich war der erste der das Geld an die Gemeinde gezahlt hat, sagte Kurt Neubauer. Der 60- jährige Werkzeugmacher findet es als feine Sache, dass so was eingeführt wurde. „Ich selbst habe keinen Gehsteig auf meiner Straßenseite und war auch an der Hauptstraße auch nicht direkt betroffen, sagte er. Aber seit diesem Winter ist der Gehsteig bis zum oberen Dorf rauf hervorragend geräumt“. Vor allem die älteren Bürger können gefahrlos Gehen, ohne den Fahrzeugverkehr auf der Hauptstraße zu beeinträchtigen. Auch sind die beiden Mitarbeiter gut motiviert und machen ihre Sache hervorragend, so Neubauer.

2012 - Winterdienst Tschirn II (13.02.12)
Kurt Neubauer
2012 - Winterdienst Tschirn III (13.02.12) 
Margarete Schnappauf

Die 67- jährige Hausfrau und Rentnerin sieht es in ihrem etwas zurückgesetzten Haus in einer Nebenstraße gelassen. „Wir sind zwar nicht direkt betroffen, finden es aber toll, dass es jetzt so was gibt. Für meine Mutter etwa, die nicht mehr schaufeln kann, ist es ein Glückfall. Die Kosten halten sich doch auch in Grenzen, man gibt heutzutage soviel Geld aus, da sollte es doch auf die paar Euro für eine gute Sache nicht ankommen“.

Finanziell sieht es der 63- jährige Sebastian Barnickel ähnlich. „Für die elf Euro, welche ich im Quartal zahle, habe ich zumindest im Winter schon an Streusalz gebraucht. Bei mir die schmale Verbindungsstraße zu räumen war mit der Schippe immer ein Problem, zumal man ja dann auch zur Arbeit muss. Jetzt habe ich weder Arbeit noch Verantwortung und kann mich deshalb anderen Aufgaben widmen“. Die beiden Bauhofarbeiter machen nicht nur eine einwandfrei Arbeit, sondern sind auch noch vor den Schichtarbeitern draußen. Um halb 5 ist in der Regel schon frei, lobte er das Engagement des Bauhofs. mw

2012 - Winterdienst Tschirn IV (13.02.12) 

Sebastian Barnickel