Schlagzeilen:

Die Rennsteigregion kämpft um eine Regionalschule

Ludwigsstadt: Über Parteigrenzen hinweg fand auf Einladung der Grünen eine Veranstaltung zur Regionalschule in der Rennsteigregion statt. Dazu traf man sich mit Ulrike Gote, der parlamentarischen Geschäftsführerin der Grünen im Bayerischen Landtag, zu einer Diskussionsrunde, um auch die Auswirkungen der zu geringen Schülerzahlen für eine Hauptschule in Ludwigsstadt zu hinterleuchten. Nachdem man im vergangenen Jahr auch in Ludwigsstadt an der „starren“ 15 Schüler Klassenbildung festhielt und nunmehr die Hauptschule von Ludwigsstadt nach Windheim verlegt wurde, brachte Bürgermeister Timo Erhardt (SPD) die „Regionalschule“ ins Gespräch. Dies war auch der Aufhänger, so der Kreisvorsitzende der Grünen Dr. Matthias Rudolph, um in Ludwigsstadt zu einer „überparteilichen Veranstaltung“ einzuladen. Die nicht auf die Wetterbedingungen im Frankenwald eingestellte Referentin Ulrike Gote entschuldigte sich zunächst für ihr zu spät kommen. Sie forderte in ihren kurzen Vortrag zunächst mehr Eigenverantwortung der Kommunen in Sachen Schule, wobei speziell für den ländlichen Raum eine sinnvolle Lösung geschaffen werden müsse. Sie kritisierte, dass bereits mit dem Tag der Einschulung eine „Auslese“ beginnt und der „Leistungsdruck“ auf die Schüler zu groß sei. Es wäre nach ihrer Meinung gut wenn die Schüler nicht bereits in der vierten Klasse schon „die Richtung“ ihrer Schulbildung vorgeben müssten, sondern erst nach neun oder zehn Jahren zu entscheiden hätten. Gleichzeitig zeigte sie sich überzeugt, dass diese Vorstellung in Kürze nicht zu erreichen sei. Überlegungen gebe es derzeit lediglich über eine „Gelenkklasse“, wobei man sich vorstellen könne in der 5. Klasse etwas mehr Zeit zu bekommen, um sich zu orientieren. Aber auch diesbezüglich gebe es kein konkretes Konzept, so Gote. Sie erläuterte auch den klassischen Aufbau einer Regionalschule, welche sich aus Haupt- und Regionalschule zusammensetzt. Nachdem beide nicht in Ludwigsstadt vorhanden seien, stufe sie die Chancen für Ludwigsstadt, wo von der Stadt auch bisher kein Antrag vorliegt, als nicht groß ein. Weiterhin verwies sie auf Forderungen der Grünen, welche im Landtag bereits seit langen einen anderen Status für ländliche Schulen fordern. Bürgermeister Timo Erhardt wies darauf hin, dass die Hauptschüler aus Tettau und Ludwigsstadt in einer gut aufgestellten Schule in Windheim unterrichtet werden. Trotz bestmöglicher Schulgebäude vor Ort, bedeute das für die Stadt Ludwigsstadt allerdings auch einen staatlichen Betrag für Gastkinderbeiträge aufbringen zu müssen. Sein Begriff Regionalschule solle nicht dem bisherigen gleichgestellt sein, sondern auf andere Weise die Möglichkeiten bieten in der Rennsteigregion einen mittleren Bildungsabschluss zu erreichen. Nachdem man im Kreistag einen entsprechenden Antrag abgelehnt hat, sei zumindest der Kreisausschuss einsichtig gewesen. Es liege nunmehr am Landkreis tätig zu werden, die Schülerzahlen zu ermitteln sowie den Antrag an die Regierung zu stellen. Die Landtagsabgeordnete Gote ging auch auf die „Tücken“ der bisherigen Modellversuche ein und verwies auf die dahinter steckend Taktik. Auf die Gefahr der M-Klassen angesprochen, sagte sie, dass sich diese mit dem neuen Modell erübrigen würden. Der Tettauer Bürgermeister Hans Kaufmann befürchtete, dass anhand der jetzigen Geburtenzeiten auch die Grundschulen gefährdet sind. Wie der Modellversuch „Regionalschule“ funktionieren soll, ohne das das Niveau der Schule nach unten fällt, wollte Wolfgang Feuerpfeil wissen. Die Gastrednerin wies auf die gute Stellung der Hauptschulen hin, bei welcher es nach Bildungsstudien viele fehlerhafte Empfehlungen in Sachen weiterführender Schulen gibt. Sie sei überzeugt, dass sich viele Hauptschüler bei entsprechender Förderung auch an der Realschule oder im Gymnasium durchsetzen würden. Zum Schluss versprach Dr. Matthias Rudolph, dass die Grünen das Anliegen der Rennsteigregion weiter unterstützen werden. mw  

 

 

Ulrike Gote die parlamentarischen Geschäftsführerin der Grünen im Bayerischen Landtag im Gespräch mit Bürgermeister Timo Erhardt und Dr. Matthias Rudolph. Foto: Michael Wunder