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Zweiwasser hat eine lange Geschichte

Nordhalben: Bei Zweiwasser zwischen Nordhalben und Tschirn treffen die beiden Bäche, der Rosenbaumbach und der Grumbach zusammen und bilden die zur Trinkwassertalsperre fließende Nordhalbener Ködel. Dieser Teil des heutigen Nordhalbener Gemeindegebietes hat eine bewegte Geschichte. - von Michael Wunder - Seit dem 14. Jahrhundert gab es dort eine Grenze mit verschiedenen Herrschaften. In der Nordhalbener Amtsbeschreibung tauchte der Name Zweiwasser erstmals im Zusammenhang mit einer Schneid- und Mahlmühle im Jahr 1584 auf, die aber vermutlich erst Ende des 18. bzw. Anfang des 19. Jahrhunderts in der Gabelung der beiden Quellbäche erbaut wurde. Durch den guten Standort konnten sowohl Blöcher aus dem Rosenbaumbach als auch dem Grumbach zur Schneidmühle gebracht und dort zu Schnittholz verarbeitet werden. Auch der Weitertransport über die Ködel, Rodach und den Main dürfte zum Aufschwung im 19. Jahrhundert beigetragen haben. Die Zweiwassermühle gehörte in der Zwischenkriegszeit zum Landkreis Schleiz, kirchlich zur Pfarrgemeinde Titschendorf. Die Kinder gingen in Nordhalben zur Schule und mussten bei Wind und Wetter einen Schulweg von 3,5 Kilometern zu Fuß bestreiten. Die Lage an der thüringischen- bayerischen Grenze wurde 1945 von besonderer Bedeutung, gehörte Zweiwasser doch seit dem Rückzug der amerikanischen Truppen aus Thüringen zur Sowjetischen Besatzungszone. Nach dem Bau des Eisernen Vorhangs ergab sich für die Bewohner von Zweiwasser eine sehr schwierige Lage. Nordhalben war zunächst unerreichbar geworden und auch die beiden nächsten Orte auf Thüringer Seite waren nur unter schwierigen Bedingungen zu erreichen. Im Juli 1945 mussten die drei Familien nach Grumbach aussiedeln, bevor sie im Frühjahr 1946 wieder nach Zweiwasser zurück durften. Gleichzeitig wurde Zweiwasser der Amerikanischen Besatzungszone zugewiesen und die Bewohner hatten wieder freien Zugang zum Westen. Die Grenze verlief nun unmittelbar hinter den Gebäuden und die Zweiwassermühle wurde, obwohl sie vormals zur im Oktober 1949 gegründeten DDR gehörte, bei der Volkszählung im September 1950 als einziger Ortsteil von Nordhalben erwähnt. Mit der Grenze wurde die Mühle auch vom Holznachschub aus den thüringischen Wäldern abgeschnitten und hatte so ihre Funktion verloren. Die Bewohner siedelten in den siebziger Jahren nach Nordhalben um und die Gebäude standen von nun an leer. Im Jahr 1990 wurden diese abgerissen und das Gelände planiert. Heute erinnert nichts mehr daran, dass einst am thüringischen Steilhang des Frankenwaldes eine Schneidmühle stand und später dort ein Stückchen aus dem Eisernen Vorhang herausgebrochen war, der 45 Jahre lang die Welt in Ost und West geteilt hatte. Näheres zur Zweiwassermühle und zum Grenzverlauf ist in der neuen Nordhalbener Chronik "Grenzerfahrungen Nordhalben 1154 - 2004" von Horst und Harald Wunder nachzulesen. mw


Zweiwasser, zwischen Nordhalben und Tschirn gelegen, hatte als Schneidmühle im 19. Jh. ihren Aufschwung. Dort wurden bei der Volkszählung im Jahr 1950 13 Einwohner registriert. Foto: Wunder