Wallenfels: Der Heilige Sebastian, dessen Fest die Kirche seit dem Jahre 354 am 20. Januar feiert, ist einer unserer Volksheiligen im Frankenwald. Der in Narbonne im heutigen Frankreich Geborene, wurde bereits in frühester Jugend ein eifriger Anhänger der Lehre Christi und benutzte seine Stellung als Befehlshaber der Prätorianischen Leibwache des römischen Kaisers, um gefangenen Christen zu helfen. Unter Kaiser Diokletian, dessen Herrschaft eine neue Welle ärgster Christenverfolgung auslöste, erlitt Sebastian den Märtyrertod.
In Wallenfels wird das Fest des Heiligen Sebastian seit Alters her in feierlicher Weise begangen. Es geht auf ein Gelübde der Vorfahren im 17. Jahrhundert zurück, als die Pest zwischen 1607 und 1635 in fast allen Frankenwalddörfern ihren Einzug hielt und Opfer forderte. Damals riefen die Menschen den Heiligen Sebastian um Hilfe an. Sie gelobten, an seinem Gedenktag eine Prozession durchzuführen, wenn er die Gegend von der Pest "dem Schwarzen Tod" befreien würde.
Während in der näheren Umgebung einige Menschen der schrecklichen Krankheit zum Opfer fielen, blieben die Wallenfelser vom "schwarzen Tod" verschont. Damals hat die Pest so arg gewütet, dass die Pestkranken selbst beim Niesen tot umfielen. Darum wird auch heute noch im Frankenwald beim Niesen das gebräuchliche und schöne "Helf Gott – Dank Gott" gesprochen.
In Chroniken wird folgendes berichtet:
"Eine sonderbare Stille lastete auf Gärten und Fluren. Alle Tore waren verschlossen, aus keinem Schlot stieg Rauch, überall Ruhe und Stille. Kühe und Ochsen hungerten im Stall, ihr Brüllen war der einzige Laut des Lebens. Der Sonnenschein war gefürchtet, die Felder verwildert und unfruchtbar, Wasser und Wind waren todbringend. Man verhängte die Fenster und Türen. In den ungelüfteten Stuben hatte die Seuche doppelt leichtes Spiel. Die Menschen siechten dahin, bleiern war ihr Antlitz. Am Morgen hatten sie Beulen unter den Armen, ihr Körper verformte sich, das Fleisch zerging unter der Haut, und wer starb hatte ein böses, verzerrtes Gesicht. Manche starben schon vom bloßen Ansehen der gräßlich zugerichteten Leichname".
Urkundlich erwähnt ist bereits 1642/43 eine Prozession an Michaeli aus Wallenfels zur Kreuzbergkapelle in Kronach, die nach der Pest zu Ehren des Heiligen Sebastian gebaut wurde. In früheren Jahren wurde der Sebastianstag in Wallenfels noch als Feiertag gehalten und am Vormittag mit Kirchenparade und Festgottesdienst und am Nachmittag mit einer Andacht und anschließender Prozession feierlich begangen. Auch wenn inzwischen dieser Tag von der örtlichen Industrie nicht mehr arbeitsfrei gehalten wird, so erfolgt doch heute noch nach der Kirchenparade und dem Festgottesdienst am Nachmittag die Sebastiansprozession, um das Vermächtnis der Vorfahren weiterhin zu erfüllen. Dabei wird auch die Statue des Heiligen Sebastian mitgetragen. Seit 1982 tragen Mitglieder des Tambourzuges die geschmückte Sebastiansstatue. Die erstmals zum 125jährigen Kirchweihfest 1994 ausgestellte Monstranz mit einer Reliquie des Heiligen Sebastian wurde anläßlich des 450jährigen Pfarreijubiläums 1999 restauriert und wird auch heuer neben dem Allerheiligsten bei der Prozession mitgetragen. Um 14.45 Uhr treffen sich die Stadt-, Kirchen- und Pfarrgemeinderäte mit den Vereinsabordnungen am Rathaus zur Kirchenparade. In diesem Jahr beginnt die Sebastiansfeier um 15.00 Uhr in der Pfarrkirche St. Thomas Wallenfels mit der Hl. Messe und anschließender Prozession. Das Gelübde wird in Wallenfels gerne erfüllt und zu Beginn die Prozession mit dem vom Musikverein Wallenfels gespielten Lied begonnen:
"Christen kommt, mit Eifer singet, wie die Väter schon getan,
Lob und Ehre heute bringet freudig Sankt Sebastian!
Heiliger vor Gottes Throne, o Patron in aller Not!
Bitte, dass uns Gott verschone, vor der Pest und gähem Tod". mw

Sebastiansfeier am Donnerstag in Wallenfels
- Geschrieben von Michael Wunder
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