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Rehbach-Saga kam bei den Besuchern gut an

Nordhalben: Der Unternehmer Ernst Pensel, ein Vordenker und seine Frau Carmen prägten über viele Jahre das Geschehen in Nordhalben mit.

Beim ersten Real-Theater in Nordhalben ging man am Wochenende mit der „Rehbach-Saga“ auf die wahre Geschichte der Unternehmerfamilie Pensel ein. Initiator Rudolf Ruf, aus dessen Feder (oder Bleistift) das Stück stammt, sprach Eingangs von einem Experiment mit Laiendarstellern, welche teilweise zum ersten Mal vor Publikum auf der Bühne stehen. Die Firma „J.J. Rehbach“ hatte zu ihrer besten Zeit sieben Werke und beschäftige um die 1.000 Mitarbeiter. Bei der ersten der sieben Szenen blickte man im Jahr 1955 in einer Frühstückspause auf die Anfänge, welche bis ins Jahr 1818 zurückgingen und Gottfried Pensel Kurzwaren verkaufte, zurück. 1920 wurde der Backsteinbau am Mühlberg (jetzt Bahnhofstraße) errichtet. 26 Ochsen waren damals notwendig, um die neue Dampfmaschine vom Bahnhof zur Fima zu bringen. Der Vater von Ernst Pensel, der mit 23 Jahren bereits die Firma übernahm, war wie sein Sohn seiner Zeit voraus und sicherte sich bereits sehr früh die Markenrechte von „JJ-Rehbach“. Wie es im Jahr 1958 bei einer Produktbesprechung im Kontor unter der Leitung von Ernst Pensel zuging, zeigte die zweite Szene. Man konnte zu dieser Zeit bereits auf ein Haustelefon zum Vertrieb (Anton Scherbel), gespielt von Stefan Daum zurückblicken. Auch das Kultusministerium zeigte zu dieser Zeit Interesse an die Produkte aus der Klöppelgemeinde. Es war dazu eine neue Linierung der Schiefertafeln notwendig, welche nicht mehr eingekratzt, sondern aufgedruckt wurde. Die Verkaufszahlen steigen, es lief wie am Schnürchen, Rehbach stand voll im Geschäft. Nach dem Motto des Chefs, Probleme sind da, um gelöst zu werden, musste auch Maschinenmeister Siegfried Koffnitt (gespielt von Horst Schnura) die Maschinen während des 24 Stundenbetriebs warten. Man lagerte Produktionsteile ins Werk II (beim Bahnhof) aus. Der Chef träumte bereits zu dieser Zeit von sieben Werken. Ein großer Anschlussauftrag mit 400.000 Tafeln machte die Anschaffung von neuen Maschinen notwendig. Zwischenzeitlich wurden neben Schreibtafeln auch Bleistifte und Holzspielzeuge hergestellt. Erst als die „feine Dame“ Carmen Pensel von den Plänen für den Bau eines Tennisplatzes beim Menger (ama) erfuhr, stimmte sie der Planung ihres Mannes zu, welcher ein Schwimmbad für die Belegschaft errichten wollte. Sie hätte lieber eine große Urlaubsreise angetreten. Die Führungskräfte des Unternehmens erlebten dabei die Pensels auch in ihrer der Firma nahen Villa in privater Atmosphäre. In der Nacht zum 29. April 1972 waren Lackreste in Verbindung mit einem Kurzschluss in Brand geraden. Dem großen Brand stemmten sich 17 Feuerwehren und die Bundeswehr entgegen, sie konnten jedoch nur einen Übergriff auf die Nachbargebäude verhindern. Der Firmenchef weilte zu dieser Zeit im 5.000 Kilometer entfernten Ghana, als ihm die Nachricht von Adalbert Wunder erreichte. Die schreckliche Nacht wurde, wie andere Szenen auch, gekonnt von Reinhard Wendel in einer Retroperspektive dargestellt. Die Versicherung drängte beim Neubau am südlichen Ortsrand auf eine bestimmte Größe der neuen Produktionsstätte. Das Pech blieb bei den Pensels anschließen hängen, einen schweren Verkehrsunfall folgte die Insolvenz. Man hatte Verbindlichkeiten für drei Betriebe angehäuft, die Firma haftete mit ihren gesamten Vermögen. Der größte Sohn Falk, welcher mit seinen beiden Brüdern die Firma übernehmen sollte, wurde nach der Rückkehr von einem Auslandsaufenthalt ermordet. Ernst und Carmen Pensel Verliesen Nordhalben in Richtung der Heimat von Carmen Pensel. Der Firmenchef starb im Alter von 58 Jahren an seinen dritten Herzinfarkt. Zur Premiere am Freitag war auch der jüngste Sohn Marco Pensel, der auch Unternehmer ist, erschienen und zollte den Akteuren seinen Respekt für die Darbietung. Endsprechende Unterlagen und Bilder waren über ein halbes Jahrhundert verschollen und sind erst vor zwei Jahren wieder aufgetaucht.

2022 - Rehach Saga I (24.09.22)

Die Rehbach-Sage begann im Jahr 1955 in der Frühstückspause mit v.l. Werner Müller (Fabrikarbeiter Willi), Ingrid Gehring (Fabrikarbeiterin Gunda), Julia Schnura (Lehrling), Lena Neidhardt (Fabrikarbeiterin Leni) und Initiator Rudolf Ruf (Fabrikarbeiter Karl). Foto: Michael Wunder

2022 - Rehach Saga II (24.09.22)

Die Familie Pensel war über viele Jahre der größte Arbeitgeber in Nordhalben, bis die Firma 1972 im Brand aufging. Das Bild zeigt den Firmenchef Markus Jaksch (Ernst Pensel) (3 v.l.) und seine Ehefrau Annika Neidhardt (Carmen) (rechts). Bei der wöchentlichen „Produktsitzung“ waren mit dabei (v.l.) Julia Schnura (Stift), Konstantin Hable (Georg Wunder Produktion), Tina Simon (Margot Wunder, Hollywood, Kontor) und Horst Schnura (Siegfried Koffnitt, Produktion). Foto: Michael Wunder