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500 Jahre nach der Ersterwähnung hat man in der Thomasmühle viel vor

Nordhalben: Die Thomasmühle bei Nordhalben wurde vor 500 Jahren erstmals urkundlich erwähnt, viele Indizien sprechen dafür, dass dies aber schon im 15. Jahrhundert gegründet wurde.

Die kurzen Angaben dazu: Unter der Vesten, do di Mül liegt im Grund. Übersetzt heißt dies, unter der Nordhalbener Burg, wo die Mühle liegt im Grund, findet sich in einer Urkunde vom 15. Juni 1518 wieder. Dabei handelt es sich um die später Thomasmühle genannte Mahlmühle. Diese befindet sich noch heute unterhalb des Schloßbergs, auf dem damals noch die Nordhalbener Burg, die wenige später im Bauernkrieg 1525 zerstört wurde, stand. Die Menschen machten sich schon zu dieser Zeit die Wasserkraft zu Eigen und trieben die Mühle mit dem Wasser der Rodach durch einen „Seitenarm“ an. Östlich des nur wenige Meter entfernten und parallel verlaufenden Hauptarms der Rodach lag damals das Gebiet der Markgrafenschaft Bayreuth, politisch und rechtlich gesehen eigentlich „Ausland“. Die Thomasmühle war die Mahlmühle für das schmale und spitze Dreieck des Nordhalbener Gebiets, das sich zwischen Rodach und der ihr zufließenden Ködel vom quer verlaufenden Frankewald-Hauptkamm im Norden bis zur Ködelmündung bei Mauthaus im Süden erstreckt. Der Antrieb der Mühlen erfolgte durch die Kraft fließender Gewässer über Wasserschöpfräder, die eine Achse antrieben, an deren Ende sich ein beweglicher Mahlstein über einem feststehenden Mahlstein drehte. Damit hat man das Getreide zu Mehl zermahlen. Diese Erfindung, die schon vor über 2000 Jahren den alten Kulturen des Orients zu verdanken ist, gehört zu den ersten technischen Errungenschaften der Menschheit. Sie ersparte den Menschen – vor allem den Frauen – eine schwere und langdauernde Arbeit. Das so erzeugte sehr großkörnige Mehl war hierzulande einst – bis zur Einführung der Kartoffeln im frühen 18. Jahrhundert – das wichtigste Grundnahrungsmittel. Nach ihrer Ersterwähnung 1518 ist die Thomasmühle in zwei Karten durch Mühlensymbole verzeichnet, nämlich 1569/70 und vor allem in Zweidlers Karte der Vogtei Nordhalben von 1605, in der sie ausdrücklich als „Nortthalbener Müel“ bezeichnet wird. Sie galt demnach zumindest als Mahlmühle auf und für das Nordhalbener Gebiet, wahrscheinlich befand sie sich ursprünglich sogar im Besitz der Marktgemeinde. Noch bevor Thomas Görg, der Namengeber der Mühle, um 1700 die Mühle übernahm, muss bereits vorher sein Vater Hans Görg die Mühle betrieben oder zumindest dort gearbeitet haben. Nach mindestens sechs Generationen durch die Familie Görg, heiratete der Müllermeister Johann Georg Heinrich Beetz aus Lichtenberg im Jahr 1833 ein. Auf ihn geht wahrscheinlich eine Neuerung zurück, die für das weitere Schicksal der Mühle von großer Bedeutung war. Offenbar wurde während seiner Zeit – wohl schon vorbereitet durch seinen Vorgänger Andras Görg – die alte Mahlmühle durch eine Schneidmühle ergänzt. Nach dem frühen Tod ihres Ehemanns heiratete die Witwe Margarethe Görg-Beetz ein drittes Mal, nämlich den Müllermeister Lorenz Murrmann aus Oberrodach. Er wurde dreißig Jahre später auch der Erbe der Mühle. Nach dessen Tod gab es keine Nachkommen und die Mühle stand zum Verkauf an. Heinrich Engelhardt hatte das Anwesen, das mittlerweile durch ein starkes Hochwasser stark beschädigt wurde erworben und bis 1907 betrieben. Bei der folgenden Versteigerung wurden zwar die Wiesen, Felder und Waldstücke verkauft, auf die Schneidmühle bot jedoch niemand. Ein Jahr später kaufte Jakob und Elise Wunder die Mahl- und Schneidmühle, welche 1912 durch ein Feuer vernichtet wurde. Die neu errichtete Mühle war von einer Schneidmühle in ein Sägewerk mit Motorantrieb umgewandelt worden. Sie war seit 1932 von Jakob Wunders Stiefsohn Thomas Müller geleitet worden, dieser kaufe sie 1947 auch. Bis 1965 wurde die Mahlmühle betrieben, im Sägewerk fertigte man vor allem Bauholz, später auch Bierkästen aus Holz. Als man mit den leichteren und billigeren Kunststoffkästen nicht mehr konkurrieren konnte, verkaufte man die Mühle im Jahr 1973 an Helmut und Brigitte Lyko, die in der Nähe eine Gaststätte und ein Fuhrgeschäft betrieben haben. Es wurde durch deren Sohn Wolfgang noch bis zu seinen Eintritt ins Rentenalter Holz geschnitten. Das Areal diente als Baustoffhandel. Das gesamte Anwesen wurde anschließend an eine Privatperson verkauft. Während im Wohngebäude mittlerweile Flüchtlinge untergebracht sind, wurde die Mühle vor kurzer Zeit wieder verkauft. Ullrich Hagen aus Bad Steben und Raimund Semerad aus Schwarzenbach am Wald habe sich zum Ziel gesetzt die alte Mühle wieder zu sanieren. Dabei hat neben dem Alter auch der eindringend Regen seine Spuren hinterlassen. Die zwei „Bastler“ haben inzwischen den Sägespäneraum hergerichtet und das Gatter wieder instandgesetzt. Interessant ist, dass mit diesem Gatter auch bereits das Bauholz für das neue Gebäude geschnitten wurde. Es soll im Frühjahr abgebunden und dann das alte historische Gebäude wieder aufgebaut werden. Die beiden Freunde sehen der ganzen Sache locker entgegen, sie haben bereits viel Herzblut und Geld investiert. Nach der Fertigstellung des neuen Gebäudes wollen sie im Grund wieder gewerblich Holz schneiden.

2018 - Thomasmühle I (18.11.18)

Die Thomasmühle im Grund bei Nordhalben wurde vor 500 Jahren erstmals urkundlich erwähnt. Sie wird derzeit renoviert und soll wieder als Holzschneidmühle eingesetzt werden. Foto: Michael Wunder