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Gemeinsamkeiten und Gegensätze zugleich

Kronach: Wenn sich Malerei und Bildhauerei in einer Weise begegnen und dabei noch geistige Verwandtschaften mit einer übereinstimmenden Empfindung finden, sei dies immer ein besonderer Glücksfall, sagte der Vorsitzende des Kronacher Kunstvereins (KKV) Karol J. Hurec.

Die Ausstellung der beiden Münchner Künstlerinnen Christine Linder mit Bilder und Zeichnungen wird durch Skulpturen und Reliefs von Maria Rucker ergänzt, sie wird mit Überschneidungen betitelt.

Christine Linder spielt dabei mit abstrakten Formen und sie erschafft mittels spannungsvoller Bewegung und ihrer gegensätzlichen kompositorischen Elemente eine Dialektik im Bild. In den großflächigen Ölbildern entsteht Dynamik durch starkfarbige Akzente und Weiß-Grau-Schattierungen die kontrastreich zueinander in Bezug gesetzt werden. Auffällig ist in ihren Bildern nicht nur der massive Gebrauch von Rot, sondern auch eine Vorliebe für exakt gesetzte geometrische Formen, ob gemalt oder collagiert, ob als Feldeinteilung des Bildgrundes oder als letzte Schicht im Vordergrund. Der bewegte, gestische Farbverlauf kommt in diesen Rechtecken zum Stillstand. Das Bild besteht aus einem Wechsel von weich strömender Malerei, einem mehr oder weniger dichten Gespinst aus Linien und ruhigen Flächen. Die oft zusätzlich in die Bildfläche eingebrachten Collageteile verleihen dem Bildgeschehen eine feine, räumliche Tiefe. Aus all diesen Kombinationen von Kontrasten beziehen die Arbeiten ihre spezifischen Spannungen.

Die Werke der Bildhauerin Maria Rucker bewegen sich dagegen in einem weit gefassten Spannungsfeld zwischen Realismus und Abstraktion, mythischer, archetypischer Gestalt und moderner Alltagsform sowie Naturbeobachtungen und freier Erfindung. In vielen ihrer Werke hat sich die Künstlerin der Darstellung von organischen Strukturen verschrieben. Viele Bildideen findet sie in der menschlichen und tierischen Anatomie. Rucker meißelt, schneidet, schnitzt, fräst, schleift und poliert Materialien wie Marmor, Holz und Kunststoff. Durch die bewusste Wahl der Werkstoffe mit ihren spezifischen Farben, ihrer Maserung und ihrer jeweiligen besonderen Oberflächenbehandlung gelingt es ihr Material, Form und Motiv zu einer aussagekräftigen Einheit zu verschmelzen.

 

Christine Linder ist in Bad Reichenhall geboren, sie besuchte die Mal- und Zeichenklasse der Fachschule für Holzschnitzerei und Schreinerei in Berchtesgaden und war Meisterschülerin für Holzschnitt. Sie erhielt für ihre Arbeiten unter anderen den großen Kulturpreis Ostbayern und den 3. Preis im international ausgeschriebenen Wettbewerb „Ginkgo Biloba“ in Karlsruhe.

Maria Rucker ist seit 1990 freischaffend in München und Carrara (Italien) tätig. Sie studierte an der Akademie der Bildenden Künste München in der Bildhauerklasse von Professor Leo Kornbrunst, wo sich auch Meisterschülerin war. Nach dem Staatsexamen bekam sie das DAAD Stipendium für Italien, weitere Preise und Stipendien führten sie mehrmals in die USA.

Die Ausstellung „Überschneidungen“ von Christine Linder und Maria Rucker ist zu den üblichen Öffnungszeiten des KKV noch bis zum 6. Mai in der Galerie zu bewundern. Beim Betrachten der Ausstellung als Ganzes nehmen Ruckers Skulpturen und Wandreliefs erstaunliche Beziehungen und Korrespondenzen mit Linders Bildern auf. Diese Überschneidungen sind aber rein zufällig und nicht geplant, da beide Künstlerinnen unabhängig voneinander arbeiten und ihre Werke nicht für eine gemeinsame Ausstellung konzipiert haben. Die Ausstellungseröffnung wurde durch einige Musikstücke von Mark Müller von der Berufsfachschule für Musik am Klavier mitgestaltet.

 

2018 - Ausstellungseröffnung XXI (08.04.18)

Die Münchner Künstlerin Maria Rucker (links) ist vor ihren Werken mit dem Vorsitzenden des KKV Karol J. Hurec im Gespräch. Weitere Erläuterungen gab auch die Künstlerin Christine Linder (2 v.r) über ihre Bilder (im Hintergrund). Foto: Michael Wunder