Schlagzeilen:

Nichts ist abstrakter wie die Fotografie

Kronach: Durch unser „Schauen“ beleben wir Dinge, Natur, Kunstwerke, Räumlichkeiten und bringen sogar Steine dazu, uns ihr „Gesicht zur zeigen.

Die in Kronach aufgewachsene Künstlerin Angela George-Morelli zeigt in der Ausstellung „Schauen“ beim Kronacher Kunstverein (KKV) derzeit digitale Fotografien, Collagen und Montagen. Bei der Ausstellungseröffnung am Wochenende stellte der Kronacher Kunstpädagoge Thomas Ludwig einige Gedankengänge zur Ausstellung vor. Wie er sagte, haben sich große Künstler die Fotografie schon lange zur Hilfe gemacht. Dabei sei der Unterschied zwischen den heutigen digitalen Aufnahmen gegenüber der analogen Technik gar nicht so unterschiedlich, wie meist vermutet wird. Die Fotografie sei ein Abbild der Wirklichkeit, der Fotoapparat diene lediglich als Werkzeug. Ein guter Fotograf kann auch mit einer einfachen Kamera gute Bilder machen. Wichtig sei es, das man zur richtigen Zeit am richtigen Ort sei und auch den Auslöser im passenden Moment drückt. Die Künstlerin Angela George-Morelli liebt festes Material, da steckt Kraft und Power dahinter, meinte Ludwig. Wie jeder Künstler, so schaut auch die ausstellende Künstlerin über den eigenen Tellerrand hinaus und lässt sich dabei nicht in die „Karten“ schauen. Die Künstlerin zeigte sich erfreut über das große Interesse an der Ausstellung mit dem nichtssagenden Titel „Schauen“. Sie stelle den Besuchern die Einstiegsphase ihrer künstlerischen Tätigkeit vor. Nach dem Ende ihrer Berufstätigkeit und der Übersiedlung nach Rom ging es der Künstlerin darum ein neues Reich zu erobern. Im kalten Rom waren ihr die Sonnenstrahlen auf dem Balkon meist durch von der aufgehängten Wäsche ihrer Nachbarin verdeckt. Als sie bei geistiger Abwesenheit mit leeren Blicken den Himmel absuchte, blieb sie in der Wäsche hängen, allerdings zu diesem Zeitpunkt noch nicht ahnend, welche Visionen sich hier ergeben können. Gerade dort öffnete sich das Tor zu einem neuen Reich der Freiheit. Wind und Sonnte schufen fortwährend neue, beglückte Metamorphen, unentdeckte Welten, faszinierende Landschaften, Feuervögel, Wüsten, explodierende Vulkane, Segel – ein neuer Kosmos. Der Vorsitzende des KKV Karol J. Hurec meinte, dass in der Galerie schon einige Kronacher Künstler, die anschließend vom Landkreis weggegangen sind, ausgestellt haben. Bei Angela George-Morelli sei dies umgekehrt, nach ihrer beruflichen und künstlerischen Tätigkeit in verschiedenen Orten der gesamten Welt führte ihr Wege zurück nach Kronach, wo sie vor vielen Jahren zur Schule gegangen ist. In den Arbeiten von Angela Goerge-Morelli sehen wir eine Verschmelzung von Kunst und Leben so wie die neue „Äuglichkeit“. Hier wird das Schauen selbst thematisiert – Erscheinungen unserer banalen Alltagswelt bekommen eine neue manchmal magische Dimension. Gezeigt wird, wie Menschen schauen, wie sie zum Beispiel Kunst betrachten und welche Beziehung sich zwischen Betrachter und Kunstwerk ergibt. Wir sehen, wie sich die Natur verändert, wenn sie von der Fotografin angeschaut wird; wir wollen bereits aus der Quantenphysik, dass der Beobachtungsprozess das Experiment beeinflusst, so Hurec.

 

Zur Künstlerin: Angela George-Morelli wurde 1943 in Königsberg geboren. Ihre Schulzeit verbrachte sie mit ihrer Familie in Kronach. Sie studierte Germanistik, Geschichte, Kunstgeschichte und Politik in München und Berlin und war anschließend als Gymnasiallehrerin in Bremerhaven tätig. Ab 1993 führte sie als Studiendirektorin die Berufsoberschule für Wirtschaft in München. Sie führte Referentinnentätigkeiten an unterschiedlichen Akademien im Rahmen der Erwachsenenbildung zu kulturgeschichtlichen Themen durch. Nach dem Ende der Berufstätigkeit siedelte sie nach Rom über. In dieser Zeit setzte sie sich intensiv mit der Fotografie auf praktischer und theoretischer Ebene auseinander. Heute lebt Angela Georg-Morelli in München.

2017 - Ausstellungseröffnung XVI (17.06.17)

Der Vorsitzende des KKV Karol J. Hurec zeigte sich über die tolle Ausstellung von Angela George-Morelli sehr erfreut. Foto: Michael Wunder

2017 - Ausstellungseröffnung XVIII (17.06.17)

Bereitwillig erklärt die Künstlerin Angela George-Morelli (Mitte) den Besuchern ihre Bilder und erläutert auch die Hintergründe des entstehendes. Foto: Michael Wunder