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Ein Zeichen der Volksfrömmigkeit erstrahlt in Zeyern in neuem Glanz

Zeyern: Die „Neumühlenmarter“ bei Zeyern hat einen neuen Standort. Um sie der Öffentlichkeit zugänglich zu machen wurde sie, nach einer Generalsanierung, am Flößerweg zwischen Neumühle und Buchenmühle neu errichtet.

Verantwortlich dafür zeichnete sich die Ortsgruppe Zeyern des Frankenwaldvereins. Bei der Segnung durch Kaplan Dominik Urban sprach dieser von einem Zeichen der Volksfrömmigkeit. Er verwies darauf, dass Menschen schon vor Jahrhunderten den Glauben vorausgegangen sind und die „Mutter Gottes“ auf unterschiedlichen Weisen in freier Natur präsentiert haben. Kreisheimatpfleger Robert Wachter bezeichnete die Marter aus dem Jahr 1707 als eines der schönsten Beispiele religiöser Bildstöcke in der Gegend. Eine ähnliche Marter, ein Jahr älter, befindet sich am Treppenaufgang zur Zeyerner Kirche. Daraus schloss der Kreisheimatpfleger die Annahme, dass beide aus der gleichen Werkstatt entstammen. Auffallend ist bei beiden Martern der sehr reich durchmodellierte Grundaufbau mit seinen Anklängen an große sakrale Architekturen. Wie Wachter weiter ausführte, erinnert schon der kissenartige gebauchte Sockel mit seiner Inschriftkartusche an klassische Sarkophagaltäre der Barockzeit. Als sehr beachtenswert bezeichnete der Kunstkenne die Säule, die den eigentlichen Bildstock trägt und dabei besonders ihrer gedrehte Form, die mit Weinranken verziert ist. Sie zitiert, ob bewusst oder unbewusst, dabei wohl ein sehr prominentes Architekturmotiv in der wohl bekanntesten christlichen Kirche, dem Petersdom in Rom. Dort befindet sich als zentraler Blickpunkt über Grab des Heiligen Petrus, dem Papstaltar, ein großer Baldachin mit ebenfalls gedrehten Säulen. Damals wurden solche Elemente nachgeahmt. Auch im Bamberger Dom wurden in Bezug zum Petersdom Baldachinaltäre mit solch gedrehten Säulen errichtet, leider aber im frühen 19 Jahrhundert wieder beseitigt. Nicht überliefert war der Anlass für die Errichtung der Neumühlmarter. Aufgrund des zentralen Bildmotivs einer Marienkrönung, könnte man spekulieren ob die Mutter Gottes in einem Notfall hier um Hilfe ersucht wurde. Insgesamt betrachte sprechen viele der gewählten Bildmotive dafür, dass sich irgendwann im ganz frühen 18 Jahrhundert ein Unglücksfall, vermutlich sogar mit Todesfolge ereignet hat, meinte Wachter. Aufgrund der aufwendigen Gestaltung der damaligen Zeit, geht der Kreisheimatpfleger davon aus, dass der Auftraggeber sehr wohlhabend gewesen sein dürfte. Dem Roßlacher Steinrestaurator Wilhelm Keim ist es in vorbildlicher Weise gelungen diese Marter wieder mit einem von Voluten verzierten Kapitell nach historischem Vorbild zu ergänzen. Der Ursprüngliche Standort lag am Flößerpfad von der Zigeunersmühle über das Neumühlwehr nach Erlabrück, das noch lange von den Zeyernern für Ausflüge zur dortigen Gastwirtschaft genutzt wurde. Nach dem Abbruch des Wehres in den 1970er Jahren ist der Wiesenpfad verschwunden. Deshalb habe man den Standort mit Zustimmung des Grundeigentümers auch auf die andere Seite des Feldes gesetzt, sagte der Obmann Rudolf Hempfling bei seiner Begrüßung. Insgesamt sind 2.700 Euro an Kosten angefallen. Dank des rührigen Ehrenobmanns Werner Hempfling, der die Aktion auch anregte, wurden 1.700 Euro an Spenden eingesammelt. Die Kreisheimatpflege hat sich mit 300 Euro beteiligt, so dass für die Ortsgruppe des Frankenwaldvereins neben den Arbeitseinsätzen lediglich 700 Euro blieben. Bürgermeister Norbert Gräbner dankte für das „Kleinod“ am gut gewählten Standort Flößerweg. Durch die vielen Aktivitäten des Frankenwaldvereins in der Vergangenheit bleiben weitere Stücke der Geschichte erhalten, so der Bürgermeister.

2016 - Einweihung Marter Zeyern I (17.07.16)

Kaplan Dominik Urban zeigte sich erfreut über die neuerliche Aktivität des Frankenwaldvereins Zeyern. Er segnete im Beisein von einigen Bürgern an neuer Stelle die über 300 Jahre alte Marter. Foto: Michael Wunder

2016 - Einweihung Marter Zeyern II (17.07.16)

Zufriedene Gesichter nach der erfolgreichen Sanierung der „Neumühlmarter“ nahe von Zeyern. Im Bild v.l. Obmann Rudolf Hempfling, Bürgermeister Norbert Gräbner, Ehrenobmann Werner Hempfling, Kreisheimatpfleger Robert Wachter, Restaurator Wilhelm Keim und Kaplan Dominik Urban. Foto: Michael Wunder